Bischoff-Verlag der Neuapostolische Kirche in finanziellen Schwierigkeiten
Der hauseigene Bischoff-Verlag der Neuapostolischen Kirche (NAK) muss sich wegen einer Finanzkrise einer Rosskur und massiven Verkleinerung unterziehen. Dazu wird man die Zahl der Mitarbeiter abbauen, Publikationen einstellen und das repräsentative kircheneigene Gelände in der Frankfurter Gutleutstraße verlassen.
Der Verlag ist nach seinem langjährigen Leiter und Eigentümer Friedrich Bischoff benannt, dem Sohn des ehemaligen Stammapostels Johann Gottfried Bischoff. Seit Friedrich Bischoffs Tod 1987 gehören Verlag und Druckerei der NAK Süddeutschland.
Zwar waren schon 2010 größere Veränderungen bis 2015 angekündigt worden, doch ist das jetzige Ausmaß überraschend. Der Verlag druckte seit Jahrzehnten praktisch alle Erzeugnisse der NAK und steht als Marke (auch durch den Namen Bischoff) für ihr Gesicht nach außen – insofern werden die jetzigen Maßnahmen durchaus als Symptom größerer Krisen gelesen werden.
1982 war der Verlag in die jetzt aufzugebenden Geschäftsräume an der Gutleutstraße gezogen und hatte sich zunächst infolge der Internationalisierung der Kirche und der damit verbundenen neuen Aufgaben noch ausdehnen können. Doch schon in den 90er Jahren hatte man sich angesichts fallender Umsatzzahlen, steigender Kosten und Mitgliederschwunds der NAK an einer Diversifikation der Angebotspalette versucht.
Michael Koch, Redakteur des kritisch-progessiven NAK-Onlinemagazin "Glaubenskultur", übt allerdings harsche Kritik an Strategie und Ausrichtung des Verlags und sieht die Probleme als letztlich hausgemacht an. Allzu oft habe ein innovationsunfreundliches Klima geherrscht und man habe sinnvolle Neuerungen aufgrund lautstarker Proteste einer konservativen Minderheit wieder zurückgenommen. Obendrein habe die Traditionszeitschrift "Unsere Familie" oft Stammapostelpredigten publiziert, die erkennbar von der tatsächlich gehaltenen Predigt abwichen, was die Glaubwürdigkeit untergraben habe. Die Reaktionen der Teilnehmer in NAK-Onlineforen auf die jüngste Entwicklung schwanken zwischen Erschrecken, Spott und "das war ja abzusehen."
Ab 2015 werden die fremdsprachigen Ausgaben der wichtigsten Kirchenzeitschrift "Unsere Familie" wegfallen, die neuen Publikationen "Wir Kinder" und "Spirit" bleiben erhalten. Spannend wird sein zu sehen, ob sich die Reduktion auf den inneren Zusammenhalt der internationalen Kirche auswirkt. Denn ebenso wie andere sehr hierarchisch strukturierte Religionsgemeinschaften (Mormonen, Jehovas Zeugen) hatte die NAK ihre gängigste Mitgliederzeitschrift in mehrere Sprachen übersetzt, so dass auf der ganzen Welt neuapostolische Christen die gleichen Texte lasen. Leserbriefe auf Glaubenskultur stellen denn auch gleich die Frage, ob dieser Schritt die Lehreinheit gefährden könne. Dagegen spricht allerdings, dass erfahrungsgemäß in Afrika, wo 80 Prozent der NAK-Mitglieder leben, schriftliche Kommunikation eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Nach einem millionenschweren Anlagebetrugsskandal in der NAK Nordrhein-Westfalen 2012 ist dies die zweite große Finanzkrise, die die Kirche in den letzten Jahren erlebt. Auch die ausufernden Kosten des neuapostolischen Kirchentags 2014 wurden hie und da kritisiert. Erst vor kurzem haben einige NAK-Gebietskirchen – unter dem Eindruck der Vertrauenskrise nach den Ereignissen in NRW – damit begonnen, ihre Jahresrechnungen zu veröffentlichen. Bis dahin war es üblich, dass die Gläubigen auf die sachgemäße Verwendung ihrer Spenden blind vertrauen mussten.
Dr. Kai Funkschmidt
glaubenskultur - Magazin für Freunde & Gönner der neuapostolischen Kirche
http://www.glaubenskultur.de
Ankündigung von Veränderungen bis 2015:
http://www.nak.org/de/news/news-display/article/16609/
Bron: EZW-Newsletter 7-8/2014 (25.08.2014 11:47),
http://www.webmart.de/nlhistory.cfm?id=41596